Treff6

23. Januar: Der Preis der Freiheit

Gestern war ein Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde. Mit meinem frisch gebrochenen Bein wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen, allein, auf mich gestellt. Kein fürsorglicher Mann, der an der Tür wartet – stattdessen ein Taxi, das mich nach Hause brachte. Die Fahrt war still, fast unheimlich, wie eine Vorahnung dessen, was mich daheim erwarten würde.

Kaum öffnete ich die Tür, empfing mich nicht etwa Mitgefühl oder ein "Schön, dass du wieder da bist." Nein, mein Mann, mit seiner eiskalten Stimme, fragte nur: "Na, bist du wieder zu Hause? Jetzt mach mal was zu essen, du Hypochonder."

Es war wie ein Schlag ins Gesicht, und mein ohnehin schon verletzter Körper konnte die Worte kaum ertragen. In diesem Moment wusste ich: Ich halte das nicht mehr aus. Die verbale Auseinandersetzung, die folgte, war laut und h****ich, doch sie war auch der Weckruf, den ich gebraucht habe.

Ohne zu zögern rief ich mir erneut ein Taxi. Diesmal war das Ziel nicht unser Zuhause, sondern ein Ort, an dem ich endlich zur Ruhe kommen konnte – die Wohnung einer Freundin, vier Stunden entfernt. Die Fahrt war lang und teuer, aber es war jeden Cent wert. Als ich endlich dort ankam, fühlte ich mich zum ersten Mal seit Tagen sicher. Endlich konnte ich durchatmen, mich einfach hinlegen und für einen Moment den S*****z, die Wut und die Enttäuschung vergessen.

Manchmal kostet Freiheit einen hohen Preis, aber sie ist unbezahlbar. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber eines weiß ich sicher: Ich werde mich nicht länger kleinmachen lassen. Dieses gebrochene Bein mag mich körperlich schwächen, aber mein Geist wird mit jedem Schritt stärker.

Vielleicht liest das jemand, der ähnliche Kämpfe kennt – der weiß, wie schwer es ist, den Mut zu finden, für sich selbst einzustehen. Wenn du das bist: Du bist stärker, als du glaubst. Und du bist es wert, für dich selbst einzustehen – genauso, wie ich es jetzt tue.